Naturparkinfos
Hier gibt es viel Wissenswertes über den Naturpark zu erfahren.

Bansen-Wittig
Daten & Fakten
Der Naturpark Hoher Fläming ist mit seinen 827 Quadratkilometern die drittgrößte Nationale Naturlandschaft Brandenburgs. Er wurde am 28. November 1997 durch den damaligen brandenburgischen Umweltminister Matthias Platzeck zum Naturpark erklärt.
Es leben etwa 27.000 Menschen im Naturpark. Über 90 Prozent des Naturparkgebietes sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, 6,3 Prozent als Naturschutzgebiet. Etwa die Hälfte der Fläche des Naturparks ist Wald, die andere Hälfte ist landwirtschaftliche Nutzfläche sowie Siedlungen und Verkehrsflächen. Der stete Wechsel von Wald und Äckern und Wiesen ist typisch für den Hohen Fläming.

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Die Landschaft
Geografische Lage
Der Fläming erstreckt sich mit einer Länge von 130 km und einer mittleren Breite von 40 km zwischen Elbe, Dahme und Baruther Urstromtal. Unterteilt wird er in den nur sanft gewellten Niederen Fläming, der ungefähr östlich von Niemegk und Treuenbrietzen beginnt, sowie den Hohen Fläming mit häufig über 100 m aufragenden Kuppen, der den westlichen Teil der Erhebung umfasst. Zwar wird der Fläming gerne als Mittelgebirge bezeichnet, doch an seiner Oberfläche ragt nur an wenigen Stellen im Süden und Südwesten das Festgestein empor.
Der Fläming besteht vor allem aus dem, was Eiszeit-Gletscher hinterlassen haben: Sand, Lehm, Kies und Gestein. Von den Niederungen der Belziger Landschaftswiesen steigt das Gelände mit einer deutlichen Hangkante 40 Meter hoch empor. Die Nord- und Südhänge fallen steil ab, während nach Westen hin das Gelände sanfter abfällt.
Mit 200,24 m über NN ist der Hagelberg bei Belzig der zweithöchste Berg des norddeutschen Tieflandes. Lediglich der Kutschenberg bei Ortrand ist 50 cm höher.
Die Altmoränenlandschaft des Hohen Flämings
Ganz Brandenburg ist geprägt durch die Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit, der Weichsel-Kaltzeit. Ganz Brandenburg? Nein! Im äußersten Süden finden sich mit dem Fläming und dem Niederlausitzer Landrücken noch Reste der vorletzten Vereisung, der Saale-Kaltzeit. Im Südosten Brandenburgs wurden die meisten Zeugnisse dieser Zeit beim Braunkohle-Tagebau weggebaggert. So zählt der Hohe Fläming zu den ältesten Landschaften Brandenburgs.
Weichsel- und Saaleeiszeit im Fläming
Der Naturpark ist zweigeteilt. Die mehr als 140.000 Jahre alten Höhen des Flämings gehören noch zu den Altmoränen der Saalevereisung. Während der weiter nördlich gelegene Teil Brandenburgs in der jüngeren Weichseleiszeit (10.000 bis 115.000 vor heute) ein weiteres Mal von Eis bedeckt wurde, blieb der Hohe Fläming eisfrei. Die Niederungen der Belziger Landschaftswiesen hingegen verdanken ihre Entstehung den Schmelzwässern der Weichselgletscher. Sie sind damit bereits Teil der Jungmoränen-Landschaft.
Die Saalekaltzeit
Vor ca. 297.000 Jahren kühlte sich unser Klima allmählich ab. Eine neue Eiszeit, die Saalekaltzeit, stand bevor. Sie dauerte bis ca. 128.000 Jahre vor heute. Während dieser Zeit wechselten sich sehr kalte mit weniger kalten Perioden ab. Meist war es jedoch „einfach nur kalt“. Die Phasen der Eisbedeckung waren kurz und dauerten nur einige 10.000 Jahre. Aus Skandinavien kommend, gab es zwei große Gletschervorstöße, die den Fläming erreichten und das Gesicht der Landschaft stark veränderten: Den Drenthe- und den Warthevorstoß. Das Eis des Drenthestadiums reichte weit nach Süden, über den Fläming hinaus, bis an den Fuß der Mittelgebirge. Danach schmolz der Gletscher wieder nach Norden zurück. Das Eis des darauf folgenden Warthestadiums erreichte nur noch die Linie Lüneburger Heide – Fläming – Katzengebirge/Schlesien. Durch Ablagerungen dieser beiden Stadien wurde der Fläming entscheidend geformt.
Ablagerungen der Saalekaltzeit im Naturpark
Der heutige Fläming markiert eine Stillstandsphase der Gletscherbewegungen der Saalekaltzeit. Ausgedehnte Sanderflächen rund um Reppinichen und Hohenlobbese konnten sich hier erhalten: Wie eine Rampe fällt das Gelände sanft zum Elbtal ab. Die sandigen Böden zählen zu den ärmsten im Naturpark. Der Ackerbau ist hier an der Grenze der Wirtschaftlichkeit.
Endmoränen, Grundmoränen, Urstromtal
Beim Stillstand des Gletscherrandes und seinem anschließenden Rückschmelzen hinterlässt dieser eine Endmoräne. Sie besteht aus Material, das der Gletscher vor sich zusammengeschoben und gestaucht hat sowie aus all dem, was aus der Gletscherfront herausschmilzt und sich vor dem Eisrand anhäuft. Taut das Eis vollständig ab, sinken Ton, Sand, Steine und alles, was sonst noch im Gletschereis eingeschlossen war zu Boden. Dieser Absatz bildet als Geschiebemergel oder Geschiebelehm die Grundmoräne. Da Feinmaterial vom Schmelzwasser oft weggespült wird, sind die Ablagerungen oft grob (Findlinge, Steine und Kies). Der Höhenzug des Flämings ist im wesentlichen aus Endmoränen, Grundmoränen und Sandern aufgebaut.
Im Fläming findet man an vielen Stellen Findlinge (z. B. den Engelsstein bei Raben, den Koblodstein oder die Riesensteine bei Raben und in der Brautrummel). Weit verbreitet sind auch so genannte Lesesteinhaufen. Das sind Steine, die die Bauern beim Pflügen finden und am Rande der Felder aufgehäuft haben. Sie sind in Brandenburg als Geschützter Landschaftsbestandteil unter Schutz gestellt, da sie vielen Arten einen Lebensraum bieten.
Schmilzt ein Gletscher, entstehen große Mengen an Tauwasser. Da die Landschaft in Mitteleuropa zu den Mittelgebirgen hin ansteigt, konnten die Schmelzwässer der Gletscher nicht nach Süden abfließen. Stattdessen strömten sie parallel zum Eisrand in breiten Tälern, den Urstromtälern, nach Westen Richtung Nordsee. Die Urströme der Saalegletscher flossen im Fläming zur Elbe über Magdeburg in Richtung Bremen.
Die Talsysteme der Rummeln
Typisch für den Hohen Fläming ist sein stark verzweigtes System enger, 6 bis 12 m tiefer Talsysteme, Rummeln genannt. Der Begriff leitet sich wahrscheinlich von „Ramel“ aus dem Magdeburger Raum oder dem mecklenburgischen Wort „Rämel“ ab. Beides bedeutet Rinne oder Furche. Ihre Entstehung verdanken sie der Erosion durch Wasser. Während der Weichseleiszeit war der Fläming zwar eisfrei, doch der Boden war ständig gefroren. Die Schmelzwässer der im Sommer abtauenden Schneedecken konnten so nicht im Boden versickern. Sie flossen oberflächlich ab und schürften immer tiefere Rinnen aus. Auch im Zeitalter der mittelalterlichen Rodungen, als das schützende Waldkleid fehlte, konnten Niederschläge neue Rummeln ausspülen und alte vertiefen. Bei starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze können einige Rummeln heute noch Wasser führen. Die meiste Zeit des Jahres sind sie jedoch trocken. Als Refugium für Tier- und Pflanzenarten der Heiden und Magerrasen sind die engen, steilen und bis zu 3 km langen Täler, in denen kaum Ackerbau getrieben werden konnte, sehr bedeutsam.
Das Baruther Urstromtal
Tischeben und häufig nebelverhangen – so präsentieren sich die Belziger Landschaftswiesen dem Besucher. Erdgeschichtlich gesehen sind sie deutlich jünger als der Fläming. Ihre Entstehung verdanken sie der Weichseleiszeit. Während dieser Kaltzeit fanden die gleichen Prozesse, die während der Saaleeiszeit im Fläming abliefen,nun nördlich des Flämings statt. Das Schmelzwasser des Weichselgletschers, der bis in die Gegend südlich von Potsdam vorstieß, strömte bis an den Fuß der Altmoränen des Flämings und sammelte sich in einem Abflusstal, das nach der Stadt Baruth Baruther Urstromtal genannt wird. Das Wasser grub sich an einigen Stellen stark in die Hänge des Flämings ein und schuf so beispielsweise zwischen Ragösen und Wollin steile Hangkanten. Vom jahrhundertelang fließenden Strom mit seinen zahlreichen Seitenarmen blieb ein 3 - 5 km breiter Talboden, zu dem die Belziger Landschaftswiesen gehören. Direkt nach der Eiszeit stieg das Grundwasser an und das Gebiet versumpfte. Nach zwischenzeitlichem Trockenfallen hob sich vor etwa 7 - 8.000 Jahren der Grundwasserpegel erneut und das Tal vermoorte. Es entstand ein riesiges, von zahlreichen Bächen durchflossenes Niedermoor. Nach großflächigen Entwässerungen sind die Belziger Landschaftswiesen heute ein ausgedehntes Wiesengebiet und Heimat einer Vielzahl bedrohter Vogelarten.
Das Klima im Naturpark
Wer frische Luft schnappen will, ist im Hohen Fläming genau richtig. Dass hier ein Reinluftgebiet ist, bemerkte man schon früh. 1900 wurde deshalb in Belzig eine Heilanstalt für Lungenkranke eröffnet. Noch heute ist Belzig anerkannter Luftkurort. Das gute Klima verdankt man den weiten, dichten Wäldern und dem Fehlen größerer Städte oder Industrieanlagen. Die ausgedehnten Waldgebiete im Westen produzieren Frischluft und wirken als riesige Filter. Die offenen, windumtosten Gebiete zwischen Lübnitz, Schmerwitz und Hagelberg sind als Kaltluftentstehungsgebiete wichtig für den Klimaausgleich.
Innerhalb des Naturparks ist das Klima recht verschieden. Die meisten Jahresniederschläge fallen im Gebiet zwischen Raben, Medewitz und Schlamau. Hier steigen an den Hängen des Hohen Flämings die von Südwest kommenden Luftmassen empor, kühlen sich dabei ab und produzieren Niederschläge. Für das östlich gelegene Gebiet im Regenschatten bleiben nur 500-560 mm pro Jahr übrig. Im Südwesten ist es im Jahresdurchschnitt auch 1-2 °C kälter. Der Frühling beginnt hier einige Tage später und man sagt, dass auch einige Obstsorten weniger schmackhaft seien, als im Rest des Flämings.

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Flora & Fauna
Besondere Arten im Naturpark
Der Schwarzstorch (Ciconia nigra): Anders als sein “großer Bruder”, der Weißstorch, ist der Schwarzstorch ein zurückgezogener Geselle. Er lebt verborgen in großen feuchten Laubwäldern mit altem Baumbestand. Auch kleine Störungen führen zum Verlassen des Nestes und dem Verlust der Brut. Seine Nahrung findet er in fischreichen Gewässern und feuchten Wiesen.
Der Edelkrebs (Astacus astacus): Einst stand er auf dem Speiseplan Friedrich des Großen. Heute gibt es in Brandenburg nur noch winzige Restbestände des Krebses. Die klaren Fließgewässer des Fläming bieten ihm letzte Rückzugsmöglichkeiten. Seit dem vergangenen Jahrhundert wurden die Gewässer durch die Industrialisierung stark verunreinigt. Mit der Verschlechterung der Wasserqualität kam es zur schnellen Ausbreitung einer Pilzinfektion, der Krebspest. Um 1880 führte sie in Deutschland zum Erlöschen nahezu aller Bestände. Die Renaturierung von Fließgewässern kann die Lebensbedingungen des Tieres erheblich verbessern.
Das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata): Orchideen blühen nicht jedes Jahr. Oft ruhen sie jahrelang versteckt, ohne auch nur ein Blatt an die Oberfläche zu schieben. Das Gefleckte Knabenkraut liebt feuchte Wiesen und meidet den dunklen Wald. Viele Bachauen wurden früher regelmäßig gemäht, um Futter für die Haustiere zu gewinnen. Inzwischen wachsen die Wiesen wieder zu, weil es weniger private Tierhaltung gibt. Das ist schlecht für diese Orchideenart. Deshalb werden ausgewählte Bachauen weiterhin gemäht, das Mahdgut wird an eine Kompostieranlage abgegeben und der Bauer erhält vom Land einen finanziellen Ausgleich.
Das Braune Langohr (Plecotus auritus): Im Naturpark leben 14 Fledermausarten. Zu ihnen gehört das in Brandenburg gefährdete Braune Langohr. Seinen Winterschlaf verbringt es gerne in Höhle oder Kellern. Die restliche Jahreszeit verbringt die Art in Wäldern, wo es in langsamem, gaukelnden Flug Insekten und Spinnen von Blättern absammelt oder in der Luft fängt.
Die Flämingbuche (Fagus sylvatica): Sie sieht aus wie jede andere Buche, ist aber etwas ganz besonderes. Die Flämingbuche hat sich genetisch an das Wuchsgebiet epsilon angepasst. Wie eine Insel bietet dieses Wuchsgebiet in kleinen Teilen des Hohen Flämings Lebensraum für den Baum. Die Flämingbuche wächst genau dort, wo sich der Regen vor dem Höhenzug staut, hier sind die Niederschläge bis zu 100mm höher (zw. 600 und 650 mm) als im Landesdurchschnitt. Doch das allein ist es nicht. Hinzu kommt die Höhenlage – um die 200 m. Dadurch ist es in ihrem Wuchsgebiet auch um ein halbes Grad kühler als im restlichen Brandenburg und die Verdunstung ist geringer. Kurz gesagt: gäbe es keinen Regenstau vor dem Höhenrücken und läge das Wuchsgebiet nicht so hoch, könnten hier keine Buchen wachsen. Bei Neuanpflanzungen im Hohen Fläming greift der Förster auf die gut angepasste Flämingbuche zurück, an Ort und Stelle wird das Saatgut eigens dafür gewonnen.
Der Mittelspecht (Picoides medius): Der Mittelspecht ist ein Spezialist, der seine Nahrung unter rissiger rauher Borke sucht. Nur alte und tote Bäume bieten diese günstigen Voraussetzungen. Auch beim Nestbau ist das “Wappentier” des Naturparkes wählerisch. Er bevorzugt starke Seitenäste von Laubgehölzen, das Einflugloch befindet sich immer auf der Unterseite des Astes.
Die Großtrappe (Otis tarda): Die Großtrappe ist der schwerste flugfähige Vogel der Erde. Als Bewohner offener Steppen wanderte der Vogel im Mittelalter ein, als der Mensch die Wälder rodete und weiträumige Landwirtschaftsgebiete entstanden. Seit dem 18. Jh. besiedelte der “Märkische Strauß” die feuchten Niederungen Brandenburgs. Durch die Intensivierung der Landnutzung nahmen die Bestände seit dem 2. Weltkrieg drastisch ab. Im Naturpark leben derzeit 72 Tiere (Stand Feb. 2016).
Die Schachblume (Fritillaria meleagris): Kleinkariert und giftig ist eine botanische Besonderheit, die es noch auf einigen Wiesen rund um Ziesar zu bestaunen gibt. Sie kommt auf nassen, sonnigen, nicht zu nährstoffreichen Wiesen vor und gilt in Deutschland als stark gefährdet.
Der Wolf (Canis lupus): Selbst Rotkäppchen muss keine Angst haben, denn Menschen passen nicht in das Beuteschema des Wolfs. Spätestens seit 2008 leben wieder Wölfe im Hohen Fläming. Das erste Wolfspaar siedelte sich in der äußersten Nordwestecke auf einem Truppenübungsplatz an. Mittlerweile gibt es jedoch verstreut über den gesamten Naturpark mehrere kleine Rudel. Wölfe zeigen - abgesehen von manch neugierigem Welpen - eine ausgesprochene Vorsicht im Umgang mit Menschen und sind sehr scheu, so dass man nur mit viel Glück ein Tier zu Gesicht bekommt.
Die Wildkatze (Felis silvestris): Jüngster Artzugang im Naturpark ist die Wildkatze, auch Waldkatze genannt. Im Sommer 2023 konnte der erste Wildkatzennachwuchs im Naturpark nachgewiesen werden - erstmals in Brandenburg nachdem sie Ende des 18. Jahrhunderts nahezu ausgerottet wurden. Hier im Naturpark finden die Wildkatzen ausreichend große Wälder, die vom Menschen ungestört sind.
Artenvielfalt in den Flämingfließen
Brandenburg ist bekannt für seine träge dahinfließenden Flachlandbäche. Es gibt aber auch Gegenden, wie den Hohen Fläming, in denen die Bäche auf stärkerem Gefälle in munteres Plätschern geraten. Selbst im Sommer ist ihr Wasser so kühl, dass einige Bäche in ihrem Oberlauf eher Mittelgebirgscharakter haben. Dass das keine Übertreibung ist, beweist das Vorkommen von Arten, die das platte Land ansonsten meiden: Die Gebirgsstelze oder die Alpenplanarie (ein Plattwurm) erinnern eher an Tirol, als an die Mark Brandenburg.
Bachforelle (Salmo trutta fario): Sie bevorzugt reich strukturierte Gewässer, je gefällereicher und kühler desto besser. Sie ist eher ein Bewohner der Mittelgebirge und war schon immer selten in Brandenburg. Die Flämingbäche zählen zu den wertvollen Forellengewässern des Landes. Als „Forellenschutzgewässer“ war ihr technischer Ausbau formell seit 1975 untersagt.
Wasseramsel (Cinclus cinclus): Der einzige heimische Singvogel, der seine Nahrung unter Wasser sucht. Wasseramseln können tauchen, schwimmen und laufen bei der Jagd auf ihre Lieblingsbeute – Köcherfliegenlarven - sogar auf dem Bachgrund umher. Im Winter kommt sie als Durchzügler zur Nahrungssuche in den Hohen Fläming.
Bachneunauge (Lampetra planeri): Was aussieht, wie ein Fisch ist eigentlich ein Rundmaul und gehört zur Gruppe der Kieferlosen, die nur nahe Verwandte der „echten“ Fische sind. Neunaugen haben keine Kiefer, stattdessen eine Saugscheibe, das Rundmaul. Bauchflossen fehlen ihnen ebenfalls. Der Name Neunauge beruht auf einem Irrtum, denn was man für zusätzliche Augen hielt, sind tatsächlich Nasen- und Kiemenöffnungen. Nur die Larven nehmen, eingegraben im Schlamm, Nahrung zu sich. Erwachsene Tiere wandern ein Stück bachaufwärts und paaren sich (nur bei Tageslicht). Ihre Liebesspiele dauern oft tagelang und sind derart anstrengend, dass nach erfolgter Paarung und Eiablage die Elterntiere vor Erschöpfung sterben.
Wild im Wald
Damhirsch (Dama dama): Während der Weichsel-Eiszeit starb der Damhirsch in Mitteleuropa aus. Restbestände konnten sich in Kleinasien halten. Erst die Römer führten ihn wieder ein. Im Mittelalter förderte man ihn als beliebtes Park- und Jagdtier. Ein preußisches Edikt von 1703 befahl: „Einige dem Tiergarten entsprungene Stücke haben sich gut entwickelt. Es wird daher angeordnet, weitere freizulassen und diese zu schonen.“ Damhirsche sind überall in den Flämingwäldern leicht zu beobachten.
Rotwild (Cervus elaphus): Rothirsche sind besonders im Gebiet um Raben häufig.
Marderhund (Nyctereutes procyonoides): Zur Pelzproduktion wurde der aus Ostasien stammende Marderhund zwischen 1928 und 1950 in Weißrussland, der Ukraine und dem Baltikum eingeführt. Ausgebrochene Tiere erreichten 1960 Brandenburg und verbreiteten sich schnell. Er ist ein Allesfresser und eher ein (Beeren)-Sammler als ein Jäger. Trotz ganzjähriger Bejagung wird er immer häufiger und verdrängt vor allem den heimischen Dachs aus seinen Revieren.
Mufflon (Ovis orientalis musimon): Im Bereich Raben lebten zeitweise Rudel aus bis zu 60 Tieren. Die Heimat dieses Wildschafes ist Korsika und Sardinien. Wie der Damhirsch wurde auch das Mufflon zu Jagdzwecken hier eingebürgert. Schon vor der Besiedlung des Flämings durch den Wolf, wurden keine Mufflons in freier Wildbahn mehr gesehen. Zahme Mufflons sind jederzeit im Tiergehege in Rädigke zu sehen.

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Menschen im Fläming
Erste menschliche Besiedelung
Ab etwa 8000 v. Chr., am Ende der letzten Eiszeit, bildeten sich günstigere Lebensbedingungen für eine menschliche Besiedelung Nordeuropas heraus. Die ersten Bewohner der Flämingregion lebten an den Niederungsrändern. Sie haben Spuren hinterlassen, die als archäologische Funde zu Tage treten. Zu den ältesten gehören die bei Cammer gefundenen Pfeil- und Speerspitzen sowie Klingen aus Feuerstein, die etwa 5000 Jahre alt sind. In der Jungsteinzeit (4000 – 1700 v. Chr.) begannen die Menschen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Durch Menschenhand veränderte sich das Landschaftsbild.
Eine erste flächendeckende Besiedelung wurde in der Bronzezeit (1700 - 700 v. Chr.) erreicht. Im Fläming lebte der germanische Stamm der Semnonen. Bronzezeitliche Hügelgräber im Naturpark (z. B. bei Neuendorf, Lüsse und Bad Belzig) zeugen noch heute vom Totenkult der einstigen Bewohner.
Die Zeit der Germanen und Slawen
Ausgelöst durch Vorstöße der Hunnen im Osten begannen Ende des 4. Jh. in Europa nahezu alle Völker zu wandern, um neues Land in Besitz zu nehmen. Auch die damaligen Bewohner des Flämings schlossen sich zum überwiegenden Teil den Wanderungen nach Süden und Westen an.
Während des 7. Jh. besiedelten slawische Stämme aus dem Osten und Südosten die weitgehend verlassenen Gebiete vorrangig in Gewässernähe: an den Niederungsrändern und an den wenigen Wasserläufen auf der Fläminghochfläche. Das Territorium gehörte zum Stammesgebiet der Sorben. Ab dem 10. Jh. wurden kreisförmige Burgwälle in Holz-Erde-Bauweise errichtet. Überreste davon sind noch heute erkennbar, z. B. in Buckau, Görzke und Mörz.
Der deutsche König Heinrich I. schlug im Jahr 929 bei Lenzen an der Elbe die Heere der Slawen vernichtend. Das slawische Land wurde dem Deutschen Reich angegliedert und man begann mit der Christianisierung der Slawen. Kaiser Otto I. gründete zu diesem Zweck 948 das Bistum Brandenburg. Ein vorläufiges Ende fand die deutsche Herrschaft in den meisten Landesteilen mit dem Slawenaufstand 983.
Besiedelung durch deutsche Kolonisten
Der Slawenaufstand von 983 war der Beginn einer 150 Jahre währenden Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Slawen und Deutschen. Endgültig in deutschen Besitz gelangte die Flämingregion um Bad Belzig ab 1140. Ein edelfreies Adelsgeschlecht, welches den Grafentitel führte, okkupierte die Gegend und baute die Burg Belzig zum Herrschaftszentrum aus. Albrecht der Bär, seit 1134 Markgraf der Nordmark, zu der auch der Fläming gehörte, nahm die slawische Brandenburg 1150 in Besitz. 1161 gründet der Brandenburger Bischof sein Domkapitel.
Ein groß angelegter Landesausbau begann auf Veranlassung des Brandenburger Markgrafen, des Magdeburger Erzbischofs, des Brandenburger Bischofs und der Herren von Belzig. Weil das Gebiet dünn besiedelt war, entsandten die neuen Landesherren sogenannte Lokatoren, um Bauern und Handwerker aus dem Westen anzuwerben. Sturmfluten an der flandrischen Küste hatten um 1100 den Bewohnern Besitz und Land geraubt. Es erging der Ruf: „Kommt her, ihr Franken und Flamländer, hier könnt ihr herrliches Wohnland erlangen!“ Mit ihren Siedlungen wurden weite Landstriche erschlossen. Viele Dorf- und Stadtgründungen sowie die Bezeichnung „Fläming“ sind auf jene Zeit zurückzuführen.
Feldsteinkirchen im Fläming
Die Kolonisten und Siedler, christliche Bauern und Handwerker, brachten der Region wirtschaftlichen Aufschwung. Sie lebten mit den slawischen Einwohnern zusammen; ihre Kulturen verschmolzen.
Im 12. und 13. Jh. kam es mit den Siedlungsgründungen zum Bau von Kirchen. Handwerks- und Bautraditionen aus Flandern, Holland und Nordwestdeutschland hielten im Fläming Einzug. Während die Wohnhäuser weiterhin aus heimischem Material (Lehm, Holz, Stroh) gebaut wurden, ersetzte man die frühen hölzernen Kirchen bald durch steinerne. Der Baustoff lag auf den Äckern: Feldsteine, die während der Eiszeit von Skandinavien nach Norddeutschland gelangten.
Die rechteckige Saalkirche als einfachste Form, aber auch um Chorraum, Apsis und Turm erweiterte Gotteshäuser sind zu finden. Ihre Größe war von der Größe des Ortes bzw. der geplanten Siedlungsentwicklung abhängig.
Fünf Jahrhunderte in kursächsischem Besitz
Neben der Belziger Herrschaft etablierte sich im benachbarten Wiesenburg die Zerbster Herrschaft. Beide verloren ihre Eigenständigkeit im 13. Jh.: Wiesenburg wechselte in den Besitz des Erzbistums Magdeburg. Mit dem Erlöschen des Belziger Grafengeschlechts um 1250 fiel das Territorium an die Herzöge von Sachsen-Wittenberg, welche 1422 ausstarben. Ihr Land ging als Lehen an die Kurfürsten von Sachsen. So gelangte das Gebiet um Bad Belzig an jene neuen Landesherren – es begann eine über 500 Jahre währende Zugehörigkeit zu Kursachsen. Mit dem benachbarten Brandenburg wurden 1425 die Hohenzollern belehnt.
Als Grenzregion großer Fürstentümer gewann das Gebiet des Hohen Flämings neue Bedeutung. Die Errichtung der kursächsischen Festung „Burg Eisenhardt“ ist Ausdruck der geänderten politischen und ökonomischen Verhältnisse. Die Grenze zwischen Brandenburg und Kursachsen verlief etwa entlang der Nord- und Ostgrenze des heutigen Naturparks. Hier kann man heute noch Grenzsteine finden. Sie sind etwa 400 Jahre alt und markieren eine der ältesten in Mitteleuropa noch deutlich erkennbaren Staatsgrenzen.
Reformation und 30-jähriger Krieg
Am 31. Oktober 1517 kam es im nahen Wittenberg zu einem Ereignis von europäischer Bedeutung: Luther schlug 95 Thesen gegen das Ablasswesen an das Tor der Schlosskirche und leitete so die Reformation ein. Als einer der ersten deutschen Fürsten führte der sächsische Kurfürst die neue Kirchenordnung ein, sodass auch die Bewohner des Flämings evangelisch wurden. Die Kirchen erhielten ihre bis heute charakteristische Schlichtheit. Bei einer der nun regelmäßig durchgeführten Kirchenvisitationen predigte Luther in der Belziger Marienkirche.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts führte der Dreißigjährige Krieg auch im Fläming zu starken Verwüstungen. Im Jahr 1636 zerstörten schwedische Soldaten neben vielen anderen Orten auch Belzig. Die Bevölkerung im Fläming nahm spürbar ab und viele Orte wurden aufgegeben. Nach dem Ende des Krieges begann der Wiederaufbau nur zögernd. Die Landesfürsten förderten die Neugründung von Siedlungen durch Kolonisten.
Seit 1722 wurden in Sachsen auf Befehl des sächsischen Kurfürsten August des Starken Distanzsäulen aufgestellt. Die Entfernungsangaben erfolgten in Stunden. (1 Stunde = 0,5 Meilen = 4,531 Kilometer). Heute sind noch in Bad Belzig, Brück und Niemegk Postmeilensäulen zu sehen.
Befreiungskriege und Gründerzeit
1806 wurde eine preußisch-sächsische Armee bei Jena und Auerstädt vernichtend von Napoleons Truppen geschlagen. Damit begann auch für den Fläming eine Zeit unter französischer Vorherrschaft. Nach Napoleons gescheitertem Feldzug gegen Russland entflammte 1813 der Widerstand in Europa gegen die Franzosen: die Befreiungskriege begannen. Eine der wichtigen Schlachten vor der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 war das Gefecht bei Hagelberg, das am 27. August 1813 stattfand. Preußische und russische Truppen kämpften gegen ein napoleonisches Korps und konnten es schlagen.
Das sächsische Amt Belzig wurde 1815 auf dem Wiener Kongress Preußen zugeordnet. Belzig wurde Kreisstadt des 1816 gegründeten Kreises Zauch-Belzig.
Die Jahrzehnte um die Wende vom 19. zum 20. Jh. brachten wirtschaftlichen Aufschwung. Prägend für die Region war der Bau der Berlin-Wetzlarer Bahn. Der Bau des Elektrizitätswerkes 1908/09, der Post 1896, des Krankenhauses 1902, des Kreishauses 1893/94 und der Lungenheilstätte 1900 zeugen von einer sprunghaften Entwicklung in der Kreisstadt.
Wirtschaftskrise – Weltkrieg – Wendezeit: Das 20. Jahrhundert
Die Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre führte auch im Fläming zu hoher Arbeitslosigkeit. So folgten viele Menschen den Nationalsozialisten, als diese mit dem Bau der Autobahn Berlin-München sowie mit Rüstungsbetrieben in Treuenbrietzen und Wittenberg Arbeitsplätze schufen.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, der Reichspogromnacht, wurden auch in Belzig jüdische Geschäfte demoliert.
1934 wurde nahe Belzig der Roederhof gebaut, eine Fabrik zur Produktion von Gewehrmunition. 1942 richtete man dort ein Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ein, die in der Munitionsfabrik arbeiten mussten. 1943 kam ein Außenlager des Frauen-KZ Ravensbrück hinzu.
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wurde die Region zum Kriegsschauplatz. Besonnene Einwohner Belzigs übergaben die Stadt kampflos und bewahrten sie so vor der Zerstörung.
In den Jahren der DDR prägte die Großraumlandwirtschaft zunehmend die Fläming-Landschaft.
In den 80er Jahren wurden Umweltprobleme auch im Fläming immer offensichtlicher. 1989 stießen Pläne, in Hohenwerbig ein Großwasserwerk zur Versorgung von Potsdam zu bauen, auf breite Ablehnung. In der Wendezeit wurde ein Runder Tisch gebildet, der unter anderem die Unterbindung des Abbaus des Flämingwassers für für die Stadt Potsdam beschloss.
Vier-Burgen-Land: Eisenhardt – Rabenstein – Wiesenburg – Ziesar
Von den vier Burgen in der Region gehen Bad Belzig, Wiesenburg und Ziesar auf slawische Wehranlagen zurück. Nach der deutschen Inbesitznahme wurden sie von den neuen Landesherren ausgebaut und etwa ab 1200 durch Steinburgen ersetzt. Die 1251 erstmals erwähnte Burg Rabenstein wurde als Grenzburg der Belziger Herrschaft an der einst bedeutenden Straße nach Wittenberg in dieser Zeit neu errichtet.
Besitz und Nutzung waren unterschiedlich. Das führte zu den vielfältigen Überformungen der mittelalterlichen Wehranlagen. Im Kern als romanische Burgen erhalten, wurden sie nahezu in jedem Jahrhundert den unterschiedlichen Bedürfnissen an Verteidigung und Repräsentation angepasst.
Während sich der Rabenstein noch weitgehend in seiner mittelalterlichen Struktur zeigt, sind in Bad Belzig die mittelalterlichen Reste mit Ausnahme des Bergfrieds als Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Wiesenburg ist mit dem Bergfried im Kern mittelalterlich erhalten, wurde jedoch in der Renaissance und im Barock vielfach verändert. Heute gibt sich die Anlage im Stil der Neo-Renaissance des 19. Jh. zu erkennen. Ähnlich ist die Burg Ziesar mit ihrer bedeutenden Kapelle und dem umgebauten mittelalterlichen Palas zu betrachten.
Orte entstehen und vergehen
In der wechselvollen Geschichte des Flämings gab es Phasen, in denen Neubürger in die Region kamen und Orte gründeten, aber auch Notzeiten, in denen Orte zerstört oder aufgegeben wurden.
Die größte Einwanderungswelle erfolgte im 12. Jh. durch deutsche Kolonisten aus dem Westen. Die Ortsnamen lassen auf die Herkunft der Siedler schließen. Slawisch-deutsche Mischnamen belegen, dass auch ein beträchtlicher Teil der slawischen Bevölkerung am Landesausbau beteiligt war.
Seuchen, Wassermangel, kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch wirtschaftliche Fehlschläge führten immer wieder dazu, dass Orte aufgegeben und wüst wurden. Bereits im 14. Jh. ist ein deutlicher Rückgang von dörflichen Siedlungen zu verzeichnen. Im Dreißigjährigen Krieg erreichte die Bevölkerungszahl einen Tiefpunkt. An einigen Stellen künden noch heute Mauerreste oder Brunnen von den verlassenen Dörfern.
Mit der beginnenden Neuzeit wurden vielfach Hüttendörfer als Produktionsstätten angelegt. Der Waldreichtum der Brandtsheide bot für die Herstellung von Teer, Holzkohle oder Glas genügend Rohstoff. Zeugen jener Zeit sind Dörfer wie Glashütte, Jeserigerhütten, Neuehütten, Medewitzerhütten, Welsigke und Spring.
Mühlen im Naturpark
Noch im vergangenen Jahrhundert prägten Windmühlen die Fläminglandschaft. Fast jedes Dorf hatte seine eigene - stets auf einem Hügel, dem „Mühlenberg“ gelegen, um die Kraft des Windes voll ausnutzen zu können.
Im Fläming waren zwei Mühlentypen verbreitet: die massive, kegelförmige „Holländermühle“, wie sie noch heute bei Niemegk, Groß Marzehns und Haseloff zu besichtigen ist, und die „Bockwindmühle“, deren „Bock“ aus starken Eichenstreben auf Findlingen lagert. Restaurierte Bockwindmühlen kann man in Borne und Cammer sehen.
Die kleinen Bäche der wasserarmen Region wurden mittels Wassermühlen vielfach genutzt. Mehrere dieser großen Bauten sind erhalten - in Fredersdorf, Niemegk (Werdermühle), Buckau (Birkenreismühle), Bad Belzig (Springbachmühle), Lüsse und Neschholz (Wühlmühle).
Traditionelles Handwerk
Vor allem in den Städten lebten schon im Mittelalter Handwerker: Zimmerer, Schmiede, Leinweber, Brauer und viele mehr. Sie waren in Innungen organisiert und gaben sich Regeln, die z. T. für mehrere Flämingstädte galten.
Seit langem dienten die Lehmvorkommen des Flämings den Töpfern der Region als Rohstoff. So ist überliefert, dass die Niemegker Töpferordnung am „Tag nach Margarethe 1563“ (20. Juli) neu gefasst und „confirmirt“ wurde. Noch heute gibt es in Görzke Töpfereien, die seit Generationen im Familienbesitz sind.
Der Lehm wurde auch zu Ziegeln verarbeitet. In Niemegk und Reetz gab es bis 1990 eine industrielle Ziegelproduktion. Nach der Wende wurde in Reetz ein modernes Porotonwerk errichtet.
Die Dörfer der Brandtsheide waren nicht nur für die Produktion von Holzkohle und Teer bekannt, sondern sie konnten sich im 19. Jahrhundert auch rühmen, in Deutschland das reinste Wachs zu gewinnen. Die Wachshändler zogen herum, kauften alte Bienenwaben und pressten aus ihnen reines Wachs. Das Wachs wurde zu Kerzen und Mittelwänden für Imker verarbeitet. Zu DDR-Zeiten wurden in der Brandtsheide 95 % der gesamten Mittelwände des Landes hergestellt.

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Wasser
Nach Wasser sucht man im Fläming oft vergebens. Das lockere Netz kleiner Bäche ist aber dafür von besonderer Güte...
Das Gewässernetz im Naturpark
Nach Stillgewässern sucht man im Fläming meist vergebens. Keine natürlichen Seen, nur eine Handvoll künstlich angelegter Dorfteiche ist zu finden. Zwar gibt es reichlich Sand, doch auch das Meer ist weit. Lediglich ein lockeres Netz kleiner Bäche, Flämingfließe genannt, ziert den Naturpark. Diese Bäche haben es jedoch in sich: An ihren häufig kilometerlangen naturnahen Läufen tummeln sich noch Tier- und Pflanzenarten, die in Brandenburg bereits auf die Rote Liste der besonders gefährdeten und schützenswerten Arten gesetzt werden mussten. Außer in der Prignitz sind nirgendwo in Brandenburg die Bäche so sauber und klar. Eine Vielzahl von Quellen speisen die kleinen Flämingfließe, so dass man seit alters her über den Fläming sagt: Arm an Korn – Reich an Born.
Schwindbäche im Naturpark
Nur im Nordosten des Naturparks findet sich ein dichtes Gewässernetz: Die Plane und ihre kleinen Nebengewässer durchfließen hier die Belziger Landschaftswiesen. Ins Auge fallen besonders die schnurgeraden und regelmäßig angeordneten Gräben, die zur Entwässerung dieser feuchten Niederung angelegt wurden.
Die „großen Drei“ des Naturparks: Buckau, Verlorenwasserbach und Plane, suchen sich hingegen noch mit vielen Windungen und Kurven ihren Lauf durch den Hohen Fläming.
Eine regionale Besonderheit sind die „Schwindbäche“, die nirgendwo münden. Schon nach kurzem, wenige Kilometer langen Lauf versickern sie in wasserdurchlässigen Bodenschichten wieder. Sie verlaufen dann, wie zum Beispiel bei Dretzen, Reetz oder Schlamau in abflusslosen Becken buchstäblich im Sande.
Früher tauchte der Verlorenwasserbach kurz hinter seiner ursprünglichen Quelle bei Weitzgrund wieder in den Sandboden ab. Erst einige hundert Meter weiter kam er wieder ans Tageslicht. Inzwischen hat sich sein Quellgebiet bachaufwärts verlagert und das Gewässer hat heute einen ununterbrochenen Lauf.
Beim Lütter Bach ist dieses Phänomen noch heute zu sehen: Drei Quellen fließen oberhalb des Ortes zu einem Bächlein zusammen, das schon bald wieder versickert und nach 500m in einem Garten plötzlich erneut aus dem Untergrund auftaucht.
Das Paradebeispiel eines „verlorengehenden“ Baches ist das Springer Fließ. Es entspringt als Seegraben bei Wiesenburg und fließt in das Rummelsystem beim kleinen Ort Spring, wo es schließlich versickert.
Wasserarmut im Hohen Fläming
Der Fläming gehört neben der Schwäbischen Alb zu den an Oberflächenwasser ärmsten Gebieten Deutschlands. Dieser Mangel ist auf seine besondere Geländeform und sein hohes Alter zurückzuführen: Alle während der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Eiszeit, im Hohen Fläming entstandenen Seen sind mittlerweile verlandet. Die Gletscher der jüngsten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit haben den Fläming jedoch nicht mehr erreicht. Ihr Schmelzwasser konnte hier somit keine neuen Seen hinterlassen. Auch Fließgewässer fehlen in weiten Teilen des Hohen Flämings. Das Niederschlagswasser versickert auf den sandigen Abhängen des Höhenrückens rasch, bis es die unter den Sandmassen liegenden undurchlässigen Lehmschichten erreicht. Auf dieser unterirdischen Abflussbahn fließt das Wasser weiter und tritt erst an tiefer liegenden Hangkanten wieder als Quelle zu Tage, meist in 80 bis 100 m Höhe. So bleibt der Hohe Fläming in seinen zentralen, höher gelegenen Bereichen nahezu ohne natürliche Fließgewässer. Erst bei Görzke, Bad Belzig, Raben und Niemegk tritt das Wasser z.B. als Buckau, Belziger Bach, Plane oder Adda zu Tage. Die wasserführenden Schichten des West- und Südhangs erscheinen sogar erst in Sachsen-Anhalt als Quelle, z. B. die Ehle bei Schweinitz oder die Nuthe zwischen Nedlitz und Grimme.
Quellsümpfe und Quellteiche
Der Hohe Fläming wartet mit eine Vielzahl kleiner und größerer Quellen auf. Meist tritt das Grundwasser flächig, an mehreren Punkten gleichzeitig aus dem Erdboden hervor. So entstehen die im Naturpark häufigen Quellsümpfe. Eine Hauptquelle ist meist nicht zu sehen, vielmehr sickern viele kleine Rinnsale aus dem Boden, die sich oft erst in einiger Entfernung zu einem Bachlauf vereinigen. Quellsümpfe erinnern auf den ersten Blick an „normale“ Feuchtwiesen oder Bruchwaldgebiete. Zwei Merkmale verraten sie jedoch: Quellgebiete frieren fast nie zu und selbst im Winter findet man in ihnen noch frische, grüne Vegetation. Diese Besonderheit wird bewirkt durch eine das ganze Jahr relativ gleichbleibende Wassertemperatur von 4 bis 13 °C.
Quellwasser ist nicht nur kühl, sondern auch sauerstoff- und nährstoffarm, dafür häufig reich an Kohlensäure und Kalk. Gelöstes Eisen färbt das Wasser rot, wie z.B. an Quellen bei Klein Briesen. Typische Quellbewohner sind die Zweigestreifte Quelljungfer, Bitteres Schaumkraut oder das Quellmoos.
Quellsumpf Gesundbrunnen: Die schüttungsreichste Quelle Ostdeutschlands. Ihrem Wasser sagt man heilende Kräfte nach. Der Überlieferung nach entstand der Gesundbrunnen nach einem starken Gewitter, als eine mächtige Hügelkuppe einstürzte und weggespült wurde. An die Stelle des Hügels trat das heutige Quellgebiet. Das sumpfige Gebiet ist für Wanderungen jedoch nicht geeignet.
Artesische Brunnen und Hangquellen
Steht Quellwasser unter Druck, kann es wie bei einem Springbrunnen als Fontäne aus dem Boden schießen. Ein solcher natürlicher Brunnen ziert den Ort Klein Briesen, allerdings reicht der Druck nur für eine Mini-Fontäne, die seitlich aus der Feldstein-Einfassung des Brunnens tritt. Auch am Strebenbach bei Steinberg herrschen artesische Verhältnisse.
Hangquellen sind im Fläming ebenfalls häufig. Enden wasserführende Schichten an Hangkanten, tritt das Wasser am Hangfuß als Quelle aus. Oft sind diese Quellen wie Perlen an einer Schnur aufgereiht. An den Rändern einiger Rummeln treten sie ebenso auf, wie am Ufer der Plane bei Raben. Dort sind sie vom Wanderweg aus gut zu sehen.
Die Flämingbäche
Einige Flämingbäche gehören zu den ökologisch wertvollsten Bächen Brandenburgs. Kilometerlange naturnahe Abschnitte sind hier keine Seltenheit. Auch durch ihre hohe Gewässergüte gehören sie zu den Besten des Landes. Selten findet man in Brandenburg noch so viele Fließgewässer mit weithin intakten Oberläufen. Von den insgesamt 7 Gewässern, die in Brandenburg die Schutzwertstufe 1 erreichen, liegen zwei im Naturpark Hoher Fläming: Die Plane und der Verlorenwasserbach.
Unverbaut und unbegradigt schlängeln sich die Flämingfließe durch das Land. Kein Wunder also, dass hier noch so viele Rote-Liste-Arten vorkommen: Bachforelle und Bachneunauge sind allgemein verbreitet. In den Unterläufen von Plane und Buckau kommt noch die Schmerle vor und auch der vom Aussterben bedrohte Edelkrebs hat im Fläming nach der großen Krebspest zwischen 1870 und 1880 letzte Rückzugsbiotope behalten.
Die Belziger Landschaftswiesen
Der Naturpark hat nicht nur wasserarme Höhenzüge zu bieten, sondern zwischen Brück und Golzow auch einen Landschaftstyp, der das genaue Gegenteil darstellt: Die Belziger Landschaftswiesen, eine 76 qkm große feuchte Niederung, die Teil des mächtigen Baruther Urstromtals ist. In diesem Tal flossen mit dem Abklingen der letzten Eiszeit im Fläming die Schmelzwässer der Gletscher Richtung Nordsee. Was zurückblieb, ist eine tief ausgespülte, grundwassernahe Rinne, die in der Folgezeit rasch vermoorte.
Bis 1790 war dieses Gebiet in der Nordostecke des Naturparks noch fast flächendeckend mit Bruchwäldern aus Erlen, Eschen, Eichen und Hainbuchen bestanden. Nachdem die dichten Sumpfwälder gerodet waren, wandelte man das ehemalige Niedermoor in Grünland um. Die Niederung wurde durch die Anlage eines dichten Netzes kleiner, flacher Gräben entwässert. Die dadurch neu entstandenen zahlreichen Wiesen, Weiden und Gräben wirkten überaus anziehend für eine Vielzahl von Wat- und Wiesenvögeln. Schon bald begannen zahlreiche Arten hier zu brüten.
Die weite, baumlose Landschaft zog selbst Steppentiere als Kulturfolger an, wie die Großtrappe, den schwersten flugfähigen Vogel Europas. Die Art wanderte um 1800 aus den Steppen Osteuropas in den Fläming ein. Die Trappen, wie auch die anderen „Neuzugezogenen“ profitierten nicht nur von der nun waldfreien Landschaft, sondern auch von der damals üblichen Dreifelderwirtschaft. Bei dieser Form der Landwirtschaft ließ man nach zwei Jahren Nutzung das Land im dritten Jahr brach liegen. Ideale Brut- und Futterplätze für viele Tiere.
Erst die Intensivierung der Landwirtschaft trübte ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Harmonie zwischen Mensch und Natur: Immer stärkere Grundwasserabsenkung, Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel und die Verwendung schwerer Maschinen vertrieben Brachvogel, Bekassine, Steinkauz oder Großtrappe bis auf kleine Restbestände. Seit Ende der 80er Jahre besinnt man sich in den Belziger Landschaftswiesen wieder auf naturschonendere Wirtschaftsweisen und eine strukturreichere Agrarlandschaft. Mit Erfolg: Um etwa Wiesenweihen oder Braunkelchen zu sehen, müssen die Menschen im Fläming ihre Kinder inzwischen nicht mehr in den Zoo schicken.
Mehr als 110 Brutvogelarten wurden in den Belziger Landschaftswiesen gezählt. Jedes Jahr werden die Wiesen von Tausenden durchziehenden, rastenden oder überwinternden Vögeln aufgesucht, sodass sie zum EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen wurden. Die Belziger Landschaftswiesen sind ein riesiges Niedermoor: Auf dem sumpfigen Boden wurden bis heute keine Siedlungen gegründet.

Jürgen Rocholl/FACE
Wald
Etwa die Hälfte des Naturparks ist bewaldet - mal sonnendurchflutete Kiefernwälder mal dichte Laubwälder mit riesigen Buchen...
Die potentielle natürliche Vegetation des Naturparks
Buchenmischwälder würden ohne Eingriffe des Menschen wahrscheinlich die Kuppen des westlichen und des zentralen Flämings bedecken, da sie hier eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung finden. Die ärmeren, trockenen Sandböden im Nordwesten wären mit Traubeneichen- und Kiefernmischwäldern bestanden. Die Standorte für potentielle Winterlinden-Hainbuchenwälder auf lehmigen, etwas nährstoffreicheren Böden sind heute großflächig in Ackerflächen umgewandelt. Auch das Gebiet im Osten des Naturparks ist kein Buchengebiet mehr. Hier fallen im Regenschatten des Hohen Flämings bereits zu wenig Niederschläge. Eichen– und Hainbuchenwälder wären hier wohl die natürliche Vegetation. In den Bachtälern kämen Erlen-, Eschen- und Stieleichen-Hainbuchenwälder vor. Auf den nassen, moorigen Belziger Landschaftswiesen stünden heute ohne menschliche Entwässerungen dichte Erlenbrüche. An ihrem feuchten Rand kämen pfeifengrasreiche Stieleichenwälder vor.
Durch intensive Rodungen wurde der Wald im Naturpark auf knapp 50 % seiner ursprünglichen Fläche zurückgedrängt. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt (37 %) ist der Naturpark damit noch stark bewaldet.
Siedlungsgeschichte und Waldentwicklung im Fläming bis zur Einführung der geregelten Forstwirtschaft
Erste bescheidene Waldrodungen im Fläming sind aus der Zeit der slawischen Besiedlung bekannt. Sie beschränkten sich auf Gebiete entlang von Bächen und Quellen. Erst ab dem 12. Jahrhundert nahm die Waldzerstörung überhand:
1150 Im Fläming werden Bauern aus Flandern, Holland, Friesland , Ost- und Westfalen angesiedelt. Es entsteht die noch heute sichtbare Siedlungsverteilung.
um 1300 Die erste große ostelbische und brandenburgische Rodungsperiode endet
1340 - 1360 Das Auftreten der Pest verbunden mit einer Reihe von Missernten während der sogenannten „kleinen Eiszeit“ führen zur Entvölkerung weiter Teile Europas. Viele Dörfer im Fläming werden verlassen und fallen wüst. Die Wälder können sich in dieser Zeit erholen. Der Waldanteil steigt wieder an.
16. Jhd. Intensiver Einschlag von Brenn- und Bauholz lässt um die Siedlungen große waldfreie Gebiete entstehen
1749 Der General Brandt von Lindau liefert nach Rothenburg bei Bernburg 24.000 Klafter (1 Klafter = 3,3 m3) pro Jahr. Riesige Rodungsinseln entstehen rund um Wiesenburg und Belzig.
1765 In einer Taxation vom 19. April berichtet Oberförster Johann Gotthilf Weber: „Der Bullenberg (Anm.: westl. von Ragösen gelegen), 5.000 Schritte Umfang, noch etwas Bauholz, größtenteils aber durch den preußischen Holzeinschlag ruiniert“.
1781-1813 Ins Dippmannsdorfer Revier werden pro Jahr etwa 500 Pferde, 3000 Schafe und 700 Kühe getrieben. Durch diese Waldbeweidung und das Einsammeln von Laub als Streu für die Ställe werden den Wäldern große Mengen an Nährstoffen entzogen.
1820 Bereits 1745 erließ Friedrich II. den sog „Einrichtungserlass“, der der Beginn einer nachhaltigen Wald- und Forstwirtschaft in Preußen war. Erst ab ca. 1820 kann jedoch von einer wirklichen Einführung der geregelten Forstwirtschaft in den Staatsforsten Preußens ausgegangen werden.
1842 Die Gemarkung Belzig ist nur noch zu 12,4 % bewaldet. (1995 wieder zu 40,7%)
1869 Den preußischen Untertanen wird das Weiden von Schafen, Schweinen, Ziegen und Rindern, sowie die Streunutzung in den herrschaftlichen Wäldern untersagt. Selbst das Sammeln von Pilzen und Blaubeeren ist in der Brandtsheide nicht mehr gestattet.
1867 bis 1893 Der Preußische Staat forstet 134.633 ha „Ödland“ auf.
Teer- und Holzkohleproduktion im Fläming
Schaut man auf eine Landkarte des Hohen Flämings, fallen im Südwesten eine Reihe von Flur- und Ortsnamen auf, die auf eine alte Tradition hinweisen: Glashütte, Teerberge, Jeserigerhütten, Neuehütten, Medewitzerhütten, Reetzerhütten, Teerofen, Teerofenbusch und andere. Über 500 Jahre dampften im Fläming die Teeröfen, die Teer oder Pech sowie Holzkohle produzierten. Wer damals die Köhler-Straße von Roßlau nach Medewitz entlang kam, konnte schon auf den Gorrenbergen die Rauchfahnen und den stechenden Geruch schwelenden Holzes wahrnehmen. Manche Flämingdörfer entwickelten sich aus einfachen Pechhütten zu wohlhabenden Ortschaften. Aus dem wüsten „Hohenmedewitz“ wurde Medewitzerhütten und um die Jeserigsche Pechhütte entstand der Ort Jeserigerhütten. Auch in Benken, Wiesenburg, Zipsdorf, Medewitz und Dangelsdorf standen damals Öfen. Die Holzverkohlung im Fläming benötigte riesige Mengen Kiefern- und Buchenholz. Insbesondere die Brandtsheide um Wiesenburg lichtete sich stark. 3.000 Klafter (1 Klafter = 3,3 Kubikmeter) bestes Kiefernholz lieferte Carl Friedrich Brandt von Lindau auf Schmerwitz jährlich an das Mansfelder Bergamt bei Halle. Für die Brandts von Lindau war der Wald die „Brotkammer“, denn ihre Rittergüter allein brachten kaum Geld.
Einführung der geregelten Forstwirtschaft vor 200 Jahren
Forstordnungen gaben schon früh strenge Anweisungen. Die großen Waldzerstörungen der landesherrlichen Zeit verhinderten sie jedoch trotzdem nicht:: „Die Untertanen sollten auf ihren eigenen Wäldern nicht mehr dann die leyden mögen abhauwen, dass nicht allein sie / sondern auch jre Nachkommen / Erben vnnd Kindern / die notturfft zu bauwen vnd brennen / auff denselben ihren Höltzen jederzeit haben.“ (Meurer, 1576).
Fast die Hälfte des Naturparks ist heute bewaldet. Das war nicht immer so. Um 1800 prägten durch jahrhundertelangen Raubbau verwüstete Wälder unsere Landschaft. Natürliche Wälder waren fast verschwunden und weite Landstriche verheideten. Wanderdünen bedrohten ganze Ortschaften. In dieser Zeit großer Holzknappheit wurde schließlich die nachhaltige Forstwirtschaft entwickelt. Forstwissenschaftler stellten um 1800 Bewirtschaftungsregeln auf, die die Nutzung des Waldes bis zu 180 Jahre im Voraus festlegten. Es entstanden erste Meisterschulen, später auch forstliche Fakultäten an den Hochschulen. Die Heidereiter und Holzknechte des 17. und 18. Jahrhunderts, die meist nur Waldbrände zu melden hatten, wurden durch Förster abgelöst. Nicht mehr die Holznutzung, sondern die Holzerzeugung stand nun an erster Stelle. Dörfer wurden zum Einsammeln von Bucheckern, Eicheln und Kiefernzapfen verpflichtet. In Schmerwitz, Klepzig und Medewitzerhütten richtete man Pflanzgärten ein, in denen Kiefern, Tannen und Fichten herangezogen wurden. Kahlschläge im Fläming wurden vor allem mit Kiefernmonokulturen aufgeforstet.
Mit preußischer Genauigkeit wurden Forstwege im Schachbrettmuster angelegt und der Wald in einzelne Waldstücke parzelliert.
Heutige Verteilung der Forstgesellschaften
Wie vielerorts bedeckt der Wald auch im Wuchsgebiet Hoher Fläming nur noch die Standorte, die für den Ackerbau zu trocken, zu feucht, zu nährstoffarm, zu steinig oder zu steil sind. Dem Wald blieben daher fast nur mittlere und arme Sandböden. Fast alle Forste sind zudem grundwasserfern und damit trocken.
Die Forstverwaltung unterteilt die Böden in ihren Forsten je nach Fruchtbarkeit in die Standortformen R (reich) bis A (arm). Im Hohen Fläming herrschen mittlere bis ziemlich arme Böden vor. Je nach Standort werden unterschiedliche Baumarten angebaut. Während die genügsame Kiefer mit allen Bodenarten zurechtkommt, ist der Anbau der anspruchsvolleren Rotbuche nur an besseren Standorten möglich. Nur eine Handvoll flämingfremder Baumarten ist für einige Standorte als Hauptbaumart in den Landesforsten vorgesehen. Ansonsten setzt man lieber auf heimische Arten.
Buchenwälder im Hohen Fläming
Die Wälder des Hohen Flämings nehmen eine Sonderstellung ein. Ringsherum wachsen trockenere Kiefern- und Eichenmischwälder, sieht man von den sumpfigen Niederungen und Bachtälern mit ihren Erlen und Weiden ab. Auf den Höhen des Flämings überschreiten jedoch die Niederschlagswerte eine magische Zahl.
Mindestens 550 mm Niederschlag pro Jahr und eine ausreichende Bodenfruchtbarkeit benötigt die Rotbuche, um natürliche Buchenwälder auszubilden. Diese Kombination – ausreichende Nährstoff- und Wasserversorgung – gibt es in Brandenburg großflächig erst wieder nördlich von Berlin. Südlich davon klafft eine große Lücke. An den Höhen des Flämings bleiben jedoch die Wolken hängen und regnen sich dabei häufig ab. Buchenwälder könnten so hier wieder die natürliche Vegetation bilden.
Das Belziger Vorfläming genannte Gebiet zwischen Belzig und Niemegk liegt bereits im östlichen Regenschatten des Hohen Flämings. Hier kann sich die Buche nur noch an einigen feuchten Rändern der Niederungen oder in einigen Rummeln halten. Die weniger durstige Traubeneiche, Hainbuche und Winterlinde sind ihr bereits überlegen. Nach Westen hin wird die Buche auf den hier sandigeren Böden durch trockene Eichen-Kiefern-Mischwälder abgelöst.
Altersaufbau der Flämingwälder
Die Wälder im Fläming sind jung. 76 % aller Bäume haben ein zartes Alter von unter 80 Jahren. Ein Ergebnis der Reparationsleistungen nach dem 2. Weltkrieg, aber auch von jahrzehntelanger Kahlschlagswirtschaft zu DDR-Zeiten und Wiederaufforstungen nach Bränden. Überdurchschnittlich alt sind Eichen und Rotbuchen. Bei ihnen dominieren über 80jährige Exemplare, die der Saatgutgewinnung dienen, oder in Naturschutzgebieten alt werden dürfen. Ihnen fehlt der Nachwuchs, denn bei Nachpflanzungen setzte man bis Anfang der 90er Jahre vor allem auf die Kiefer.
Auffallend ist der hohe Anteil 41-60jähriger Nadelbäume. Hier handelt es sich vor allem um die Kiefernaufforstungen nach dem 2. Weltkrieg. Ältere Jahrgänge, die für Förster und Waldeigentümer erst Gewinn bringen, sind unterrepräsentiert.
Bei den Laubbäumen herrschen die älteren Jahrgänge vor. Erst in jüngster Zeit finden wieder vermehrt Aufforstungen von Laubholz statt. Im Idealfall sollten alle Jahrgänge annähernd gleich vertreten sein.